Unterwegs im Bärenland

36 Tage in der Wildnis Nordamerikas unterwegs

Hallihallo,

diesmal starteten wir unsere Reise nach Kanada und Alaska wieder in Walldorf. Meine Eltern fuhren uns nach Frankfurt, wo um 19.00Uhr unser Flieger nach Calgary startete.

Nach einem 9-stündigen Flug landeten wir um 20.45Uhr Ortszeit in Calgary. Wir schliefen die erste Nacht in einem Motel und besichtigten am nächsten Morgen noch die Innenstadt von Calgary bevor wir nachmittags unser Wohnmobil abholen konnten. Bei der Anmietung hatten wir dann auch noch riesiges Glück. Da alle kleinen Wohnmobile bereits vergeben waren, musste uns die Mietwagenfirma ein Upgrade geben und so bekamen wir ein 27 Fuss (11m) langes Wohnmobil mit allem was das amerikanische Herz begehrt. An der Tankstelle dann der erste Schock, wir tankten 171 Liter Superplus - an die nordamerikanischen Verhältnisse muss man sich wohl erst noch gewöhnen. Von Calgary aus fuhren wir dann nach Banff, den Rocky Mountains entgegen. Hier im Banff Nationalpark konnte man schon einen ersten Eindruck von Kanadas schöner Natur gewinnen. Wir fuhren unsere erste Schotterstraße und erspähten dabei auch schon unseren ersten Grizzly Bär. Vorbei an türkisfarbenen Seen und schneebedeckten Bergen ging es zwei Tage später mit einem Abstecher in den Kootenay Nationalpark und den Yoho Nationalpark nach Lake Louise.


Paint Pots
(Kanada)


Jasper NP
(Kanada)

Das nächste Etappenziel war Jasper. Der Weg dorthin führt über den berühmten Icefields Parkway. Bei traumhaften Wetter durchfuhren wir diese faszinierende Panoramastraße und bewunderten die zahllosen schneebedeckten Berge. Auf halber Strecke bogen wir auf den David-Thompson-Highway ab. Auch diese Strecke ist wunderschön und wir konnten viele Tiere aus nächster Nähe beobachten. Zurück auf dem Icefields Parkway ging es dann weiter zum Columbia Icefield und dem Athabaska Gletscher, der bis an die Straße reicht. Nach zwei wunderschönen Tagen im Jasper Nationalpark machten wir uns auf den Weg zum Wells Gray NP. Dieser ist zwar ein eher kleiner Nationalpark, aber die Landschaft und die Tierbeobachtungsmöglichkeiten lohnen einen Abstecher allemal. Auf der Weiterfahrt, nun wieder nach Norden, machten wir Halt in Wells und Barkerville, einer alten Goldgräberstadt, die mit Hilfe von Schauspielern wieder zum Leben erwacht ist.

 

Von Wells fuhren wir am nächsten Tag durch Farmland weiter Richtung Prince George und von dort zum Fraser Lake. Die Landschaft unterscheidet sich sehr stark von den zuvor durchfahrenen Rocky Mountains und erinnert uns etwas an Neuseeland. Das Wetter schlug um und wir fuhren tags darauf im Regen nach Prince Rupert. Leider war das Wetter am nächsten Tag auch nicht besser und wir fuhren die 15-stündige Fährfahrt nach Vancouver Island durch die Inside Passage bei Regen und Nebel. Aber auch bei diesem Wetter ist die Inside Passage wunderschön. Abends konnten wir im Abendlicht mehrere Wale ausmachen und ihnen beim Abtauchen zuschauen. Es ist ein sehr erhabenes Gefühl, diese Tiere zu hören und zu sehen. Gegen Abend legte die Fähre dann in Port Hardy an. Wir fuhren noch die 40 Kilometer nach Telegraph Cove um von dort aus am nächsten Tag eine Bootstour zu den Orkas zu unternehmen, die man hier um diese Jahreszeit beobachten kann.


Wells Gray NP
(Kanada)


Inside Passage
(Kanada)

Am nächsten Morgen war das Wetter nicht wirklich besser aber wir wagten es trotzdem. Bei hohem Wellengang ging es mit einem kleinen Boot in die Bucht hinaus. Wir hatten Glück und sahen eine Orka-Familie mit 9 Tieren. Wir übernachteten in Port McNeill. Da am nächsten Tag das Wetter deutlich besser war, versuchten wir unser Glück erneut und buchten die gleiche Tour noch einmal. Diesmal sahen wir keine Orkas aber dafür Buckelwale, Minkwale, Seehunde, Seeotter, Schwarzbären und mehrere Weißkopfseeadler. Nächster Stopp auf unserer Reise war Port Alberni. Im MacMillan Provincial Park hielten wir bei Cathedral Grove und spazierten durch die bis zu 800 Jahre alten riesigen Douglas und Red Cedar Bäume. Es ging weiter auf dem Highway 4 Richtung Pacific Rim Nationalpark.

Auf der Strecke nach Tofino hielten wir noch bei den "Mars Bombern" an, eine Spezialeinheit der kanadischen Feuerwehr, die mit ihren riesigen Wasserlöschflugzeugen Waldbrände bekämpfen. Wir erkundeten den Pacific Rim Nationalpark auf mehreren kleinen Trails, die sehr gut ausgeschildert sind. Am nächsten Tag fuhren wir dann die Strecke zurück nach Port Alberni und weiter über Ladysmith und Nanaimo bis Chemainus. In dieser Stadt haben sich die Einwohner nach der Schließung eines Sägewerks, dem einzigen Arbeitgeber, etwas ganz besonderes einfallen lassen. Sie haben Künstler aus der ganzen Welt einfliegen und sie ihre Häuser bemalen lassen. Heute eine echte Touristenattraktion, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Nach diesem kulturellen Abstecher machten wir uns am nächsten Tag auf nach Viktoria. Hier gefiel es uns ausgesprochen gut, die Stadt hat ihren ganz eigenen Charm und wir genossen bei bestem Wetter das lebendige Treiben am Hafen.


Pacific Rim NP
(Kanada)


Chemainus
(Kanada)

Am nächsten Abend nahmen wir die Fähre nach Vancouver und durchfuhren dabei viele kleine Inselgruppen bevor wir im Sonnenuntergang den Hafen von Vancouver erreichten. Wir hatten Glück und konnten am nächsten Tag gemeinsam mit den zwei Millionen Einwohnern den "Canada Day" feiern, selbstverständlich mit einer gebührenden Parade in der Innenstadt und einem gigantischen Feuerwerk abends über der Skyline. Wir waren beeindruckt von der Lebensfreunde und dem Umgang in dieser Millionenstadt. Am nächsten Tag erkundeten wir den Stanley Park per Fahrrad und liesen nach 20 Tagen unseren Kanadaurlaub langsam am Pazifik ausklingen. Am nächsten Tag ging nachmittags der Flieger nach Anchorage.

Kaum in Alaska angekommen, kamen wir aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Es ist 4. Juli und damit "Independence Day". Das wird dementsprechend auch mit einer großen Militär-Parade zelebriert. An die damit verbundene Waffenverehrung können wir uns irgendwie nicht gewöhnen, aber so ist das halt hier in Amerika. Wir hatten in der Zwischenzeit unser fahrendes Schloss gegen einen Ford Explorer getauscht und machten uns auf dem Weg nach Girdwood. Auch hier in Girdwood gab es was zu Feiern, ein Festival wird hier jedes Jahr rund um den 4. Juli abgehalten und wir stürtzten uns in die Menge. Tags darauf fuhren wir auf dem gleichnamigen Highway weiter nach Seward, einem am Ende eines Fjords sehr schön gelegenen kleinen Fischerort. Abends hatten wir noch Glück und konnten vom Campingplatz aus Buckelwalen beim Jagen im Fjord zuschauen und ein junges Walkalb sprang auch noch aus dem Wasser. Wir konnten unser Glück kaum fassen, solche große Tiere so hautnah erleben zu können. Am nächsten Tag buchten wir eine Bootsfahrt zum "Northwestern Glacier".


Seward
(Alaska)


Seward
(Alaska)

Bei der wunderschönen 9-stündigen Tour konnten wir eine beeindruckende Fjordlandschaft, den ins Meer kalbenden Gletscher und viele Meeres-Tiere, wie Buckelwale oder Papageientaucher erleben. Wie trafen drei Deutsche, die in Alaska leben und uns wertvolle Tipps zur Lachsbeobachtung gaben. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Homer. Wir folgtem dem Tipp der Deutschen und unternahmen eine kurze Wanderung zu einem kleinen Wasserfall, den die Lachse auf dem Weg zu ihren Laichgründen überwinden müssen. Tatsächlich konnten wir dort springende Lachse beobachten und schauten dem Naturspektakel eine ganze Weile zu. Als wir uns schon auf den Rückweg machen wollten, kam ein Ranger zu uns und erzählte uns von einem jungen Braunbären, den er hier tags zuvor beim Lachsfischen gesehen hatte. Wir unterhielten uns noch eine Weile und plötzlich tauchte der Bär wieder auf und wir konnten aus nächster Nähe miterleben wir ein Braunbär Lachse fängt. Ein wirklich unvergesslicher Moment für uns und den Ranger.

Nachdem wir Homer gesehen und als nicht wirklich lohnenswert hinter uns gelassen hatten, fuhren wir zurück zum Portage Lake und am nächsten Tag zunächst durch den längste Tunnel Nordamerikas nach Whittier und dann per Fähre nach Valdez. Auf der Fährfahrt lernten wir Sibille und Achim kennen, zwei Deutsche die gerade ihre Alaskareise begonnen hatten. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und beschlossen, bis zur nächsten Etappe gemeinsam weiterzureisen. Nun ging es also zu viert über den Thompson-Pass, zunächst zum Worthington-Gletscher und dann weiter in das kleine verschlafene Chitina. Von hier aus fuhren wir am nächsten Tag mit unserem Jeep auf der McCarthy-Road nach McCarthy und Kennicott. Hier hat man die Möglichkeit eine alte Kupfermine zu besuchen, die heute eine Geisterstadt ist. Bei der geführten Tour erfährt man sehr viel über die damalige Zeit und die Kupfergewinnung. Auf dem Rückweg nach Chitina sahen wir abends direkt an der Straße einen jungen Luchs.


Kenai Fjord
(Alaska)


Kenai Fjord
(Alaska)

Gemeinsam mit Sibille und Achim fuhren wir dann auf dem Richardson Highway und dem Tok Cut-Off weiter entlang des Wrangell/St. Elias Nationalparks Richtung Norden nach Tok. Hier trennten sich dann nach 3 Tagen unsere Wege, Sibille und Achim wollten nach Juneau und wir Richtung Denali Nationalpark. Wir passierten die letzte der 1422 Meilen des Trans-Alaska-Highways in Delta Junction und besichtigten einige alte Roadhouses. Wir folgten der Trans-Alaska-Pipeline Richtung Süden und erreichten abends den Denali Highway bei Paxon. Am nächsten Tag erreichten wir nach weiteren, landschaftlich sehr schönen 135 Schotterkilometern den George Parks Highway und kurze Zeit später den Denali Nationalpark.

 

Kaum im Denali NP angekommen, verdunkelte sich der Himmel. Die Einheimischen erklärten uns, dass die Waldbrände im Yukongebiet sehr viel Rauch bilden würden und dieser hier die Sicht stark beeinträchtigen würde. Wir hatten bereits von Deutschland aus zwei Tagestouren in den Nationalpark gebucht und waren schon gespannt, wie viele Tiere wir zu Gesicht bekommen würden. Am nächsten Tag war die Sicht jedoch nicht viel besser und so hatten wir auf der 12-stündigen Fahrt in den Park nur wenig Chancen, Tiere und Landschaft zu bewundern. Auf der Rückfahrt sahen wir jedoch einen Wolf direkt an der Straße und so stieg die Vorfreunde auf die nächste Tour am kommenden Tag. Das Wetter war zwar nicht wirklich besser, durch den Regen in der Nacht hing der Nebel und die Wolken tief, doch wir sahen zum ersten Mal wenigstens ein bisschen von der tollen Landschaft und auch vereinzelt Grizzlybären. Der Blick auf den Mount McKinley blieb uns aber auch am zweiten Tag verwährt. Als wir am dritten Tag morgens von einem strahlend blauen Himmel geweckt wurden, beschlossen wir kurzerhand eine dritte Tour zu buchen. Und so fuhren wir bei bestem Wetter ein drittes Mal in den Park und wurden dafür mit einem kristallklaren Blick auf den Schnee- und Eisbedeckten Mount McKinley belohnt.


McCarthy
(Alaska)


Portage
(Alaska)

Nach drei abwechslungsreichen Tagen im Denali Nationalpark ging es dann wieder auf den Parks Highway zunächst in Richtung Talkeetna, wo man noch einmal einen tollen Blick auf den Mount McKinley und die anderen schneebedeckten Berge genießen kann, bevor wir dann zurück nach Anchorage fuhren. Mir bleibt hier nur noch zu sagen, dass Kanada und Alaska wirklich eine Reise wert sind und wir die atemberaubende Landschaft, die beeindruckenden Tierbeobach- tungen und die Freundlichkeit der Menschen nie vergessen werden. In diesem Sinne...

Goodbye

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