Unterwegs im Land des Windes

36 Tage in Patagonien unterwegs

Hallihallo,

diesmal starteten wir unsere Reise nach Patagonien wieder in Walldorf. Meine Freundin Sandra hat uns nach Frankfurt gefahren, wo um 23 Uhr unser Flieger nach Buenos Aires startete.

Nach 13 langen Stunden im Jumbo Jet sind wir morgens um 9 Uhr Ortszeit in Buenos Aires gelandet. Schon am frühen Morgen wurden wir hier mit 35°C begrüßt. Nach zwei Stunden im "Local Bus" kamen wir an unserem Hostal mitten in der Stadt an. Buenos Aires ist so wie wir es uns vorgestellt haben: riesengroß, super laut und sehr südamerikanisch. Wir haben uns erstmal aufs Ohr gehauen und uns dann auf die Suche nach dem nächsten Supermarkt gemacht (man kann gar nicht so schnell trinken wie man es wieder ausschwitzt). Am nächsten Tag ging früh der Flieger nach Bariloche, dem auch nachgesagt wird "die Schweiz der Anden" zu sein. Idyllisch an mehreren Gletscherseen gelegen ist Bariloche ein wirklich schönes Reiseziel. Dort angekommen mieteten wir einen Leihwagen und erkundeten den "Circuito Grande" im Nationalpark Nahuel Huapi.


Bariloche
(Argentinien)


Fjord und Gletscher
(Chile)

Von Bariloche ging es mit unserer ersten Bustour über die Anden nach Chile. Doch noch innerhalb der Stadtgrenzen von Bariloche hatten wir auch schon die erste Panne - irgendwas am Reifen. Mit 6h Verspätung kamen wir dann spät in der Nacht in Puerto Montt, unserem nächsten Etappenziel an. Am folgenden Tag ging es dann ab Puerto Montt für 4 Tage auf die Fähre Richtung Süden, durch die Fjorde und Kanäle an der patagonischen Küste Chiles. Wir hatten super Glück und 3 Tage lang Sonnenschein mit blauem Himmel. Selbst die Crew stand ständig an Deck und hat Fotos geschossen. Die Fahrt durch die engen Kanäle war wirklich ein unvergessliches Erlebnis. Und nebenbei ließ es sich auf dem Schiff auch sehr gut leben. Frühstück mit Rührei und Müsli, warmes Mittag- und Abendessen und freie Getränke die ganze Zeit. Ein Highlight war auch die von der Crew spontan iniziierte Silvesterparty (mit Schiffshorn und Signalraketen als Feuerwerk-Ersatz).

 

Nach der 4-tägigen Tour durch die Einsamkeit der patagonischen Fjorde - man sieht wirklich tagelang kein anderes Schiff - kamen wir in Puerto Natales an. Von dort sind wir weiter in den Torres del Paine Nationalpark gefahren, um das große "W" zu laufen. Der Nationalpark war zwar gerammelt voll mit Touristen, aber die Tour war trotzdem schön. Und wir hatten wieder Glück mit dem Wetter: kein Regen, Schatten von einigen Wolken zum Wandern, aber die Berge waren immer Wolken-frei. Leider haben unsere Füße und Knie schon am ersten Tag bei einer sehr anstrengenden und steilen Tagestour zu den Torres del Paine ziemlich gelitten und so wollten wir es uns nicht antun, noch in die zwei weiteren Täler hinein und wieder zurück zu wandern. Aber auch die Route um das Massiv herum war sehr schön.


Torres del Paine NP
(Chile)


Perito Moreno Gletscher
(Argentinien)

Nach einer wunderschönen Woche im Torres del Paine Nationalpark, ging es dann weiter in Richtung El Calafate. Von hieraus unternahmen wir eine Tagestour zum bekanntesten Gletscher in Patagonien dem Perito Moreno Gletscher. Es ist schon sehr beeindruckend, wie gewaltig der Gletscher ist und wie donnernd dort die Eismassen in den See stürzen. Nach einer Nacht in El Calafate, ging am nächsten Morgen der Bus nach El Chalten, dem Ausgangspunkt für unsere nächste Wanderung. Wir wollten eigentlich in zwei Ein-Tages-Touren sowohl den Cerro Torre also auch das Fitz-Roy Massiv bewandern. Leider war am ersten Tag das Wetter sehr schlecht und so mussten wir eine Zwangspause in der "Waffeleria" einlegen. Am zweiten Tag machten wir uns dann aber auf zum Cerro Torre. Leider blieb auch hier der freie Blick auf die Berge verwehrt, aber die Wanderung war trotzdem wunderschön. Nächstes Ziel sollte dann in Chile Punta Arenas werden, doch dazu kam es leider nicht....

... denn nun sollten wir Südamerika auch von seiner "streikenden Seite" kennen lernen. Im ganzen Süden waren alle Zufahrtsstraßen nach Chile aufgrund eines Generalsstreiks blockiert. Wir, auf argentinischer Seite, hatten noch Glück, denn alle Touristen in Chile saßen nun dauerhaft fest. Deshalb mussten wir spontan umplanen und sind erstmal nach Rio Gallegos an den Atlantik gefahren. Von hieraus hätten wir theoretisch noch die Chance gehabt, nach Punta Arenas und Ushuaia zu fahren. Da das Ende des Generalstreiks aber leider nicht absehbar war, mussten wir uns schweren Herzens von Ushuaia und Feuerland verabschieden und weiter nach Norden, endlich Richtung Pinguine, zur Peninsula Valdez aufbrechen.


Grenze
(Chile/Argentinien)


Peninsula Valdez
(Argentinien)

Nach einer 19-stündigen Busfahrt, erreichten wir am nächsten Tag Puerto Madryn. Von dort unternahmen wir zunächst eine Tagestour nach Punta Tombo, um die größte Magellan-Pinguin-Kolonie (zwischen 500.000 und 1.000.000 Tiere) anzuschauen. Dies war einer der absoluten Höhepunkte unserer Reise. Wir konnten die Tiere aus nächster Nähe beobachten, wie sie sich watschelnd vom Strand aus auf die Suche nach ihren Bruthöhlen machen, ihre Partner begrüßen, den Nachwuchs füttern oder einfach in der Sonne ruhen. Zwei Tage später sind wir wieder mit einem Mietwagen auf die Valdez-Halbinsel gefahren, um noch mehr Pinguine, Seelöwen, Seeelefanten und natürlich den auf-den-Strand-springenden-nach-Robben-jagenden Orca zu sehen :-) .

Nachdem wir leider keine Orcas gesehen haben, sind wir nach vier wunderschönen Tagen in Puerto Madryn weiter per Nachtbus in 20h nach Buenos Aires gefahren - in die stehende Hitze. Dort angekommen, haben wir uns endlich unsere ersten echten argentinischen Rindfleisch-Steaks (400gr) schmecken lassen. Ein kulinarischer Hochgenuss :-). Am nächsten Tag ging es mit dem Zug und Boot nach Tigre und zum Parana-Delta. Hier können sich die Einwohner von Buenos Aires am Wochenende entspannen. Es gibt hier viele Kanäle mit kleinen Sommerhäuschen und eigenem Bootsanleger, aber auch jede Menge verrottende Schiffswracks und verfallene Bauruinen. Am nächsten Tag besuchten wir den traditionellen Flohmarkt in San Telmo und machten noch einen Abstecher nach La Boca, dem berüchtigten Hafenviertel von Buenos Aires.


Buenos Aires
(Argentinien)


San Ignacio
(Argentinien)

Nach zwei Tagen in Buenos Aires, fuhren wir dann weiter per Bus in 14h nach Posadas und im Anschluss noch einmal 4h nach San Ignacio. Nachdem wir abends das Trommel- und Tanzfest der Jugendlichen aus dem Ort besucht haben, besichtigten wir am nächsten Tag die, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Ruinen der Jesuiten-Reduktion San Ignacio Mini. Da die Temperaturen, hier im tropischen Norden Argentiniens, am Morgen schon weit über 30°C betragen, erkundeten wir die Ruinen schon früh um 7 Uhr. Gott sei Dank hatten wir ein Hostel mit Klimaanlage im Zimmer gebucht. Am Nachmittag fuhr unser Bus zum nächsten Traumziel der Reise, zu den Wasserfällen von Iguazu.

Dieses beeindruckende Naturschauspiel haben wir uns zwei Tage lang angeschaut. Am ersten Tag von der brasilianischen Seite aus. Hier kann man schöne Panoramaansichten der Wasserfälle von einem schattigen Weg aus genießen. Trotzdem sehnt man, bei fast 40°C, die Abkühlung in der Teufelsschlucht am Ende der Tour herbei. Hier steht man auf einer Plattform mitten in der Gischt der tosenden Fälle. Am zweiten Tag besuchten wir die argentinische Seite, wo man näher an die einzelnen Fälle herankommt und sie mal von unten betrachten, sich in der Gischt erfrischen oder über die Kanten spazieren kann. Ein tolles Erlebnis, auch wenn wir uns oft den kühlen patagonischen Wind von Feuerland gewünscht haben.


Iguazu
(Brasilien)


Colonia del Sacramento
(Uruguay)

Nach drei unvergesslichen Tagen im schwül-heißen Iguazu ging unser Flug zurück nach Buenos Aires. Wir beschlossen noch einen kleinen Abstecher nach Uruguay zu unternehmen, schließlich hatten wir ja noch Platz im Reisepass für weitere Stempel. Mit der Catamaran-Schnellfähre von Buquebus fuhren wir über den Rio de la Plata. Die Kleinstadt Colonia del Sacramento, direkt an der gegenüberliegenden Seite, ist ebenfalls ein UNESCO Weltkulturerbe und ein absoluter Geheimtipp. Sie zählt zu den ältesten Städten in Uruguay und besitzt einen eigenen Charme, der alle Besucher sofort in seinen Bann zieht. Da nur wenige Touristen dort waren, konnten wir die alten Straßen und Plätze erkunden und die Ruhe und Gemütlichkeit dieser Kleinstadt auf uns wirken lassen. Unfassbar, dass man in nur einer Stunde aus der hektischen und lauten Metropole Buenos Aires in dieses verschlafene Örtchen kommen kann.

 

Mit der Abendfähre fuhren wir dann zurück nach Buenos Aires. Wir genossen noch einmal eines der unbeschreibbar leckeren argentinischen Steaks und konnten es nicht glauben, dass die Zeit hier in Südamerika schon wieder vorbei war. Am nächsten Tag ging es dann wieder per "Local Bus" zum Flughafen, wo planmäßig um kurz vor 18 Uhr der Jumbo Jet mit Ziel Frankfurt abhob.


Buenos Aires
(Argentinien)


Buenos Aires
(Argentinien/Chile)

Nach 5 abwechslungsreichen Wochen in Argentinien, Chile, Brasilien und Uruguay bleibt uns hier nur noch zu sagen, dass Patagonien und Südamerika wirklich eine Reise wert sind und wir die atemberaubende Landschaft, die beeindruckenden Tierbeobachtungen und die Freundlichkeit der Menschen nie vergessen werden. In diesem Sinne...

... Adios

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